Fernverkehr

Fernverkehr vs. Nahverkehr: Ein detaillierter Vergleich für Lkw-Fahrer

Fernverkehr: Transport von Gütern über große Entfernungen, in der Regel grenzüberschreitend. Typische Entfernungen im Fernverkehr liegen zwischen 300 und 1.000 Kilometern pro Fahrt.

Nahverkehr: Transport von Gütern über kürzere Distanzen, meist innerhalb einer Region oder eines Landes. Typische Entfernungen im Nahverkehr liegen zwischen 50 und 300 Kilometern pro Fahrt.

Unterschiede im Detail

Aspekt Fernverkehr Nahverkehr
Distanzen Lange Distanzen (300-1.000+ km) Kurze Distanzen (50-300 km)
Fahrzeiten Längere Fahrzeiten (mehrere Tage unterwegs) Kürzere Fahrzeiten (meistens Tagesfahrten)
Übernachtungen Häufig Übernachtungen in Hotels oder LKW-Raststätten Meistens keine Übernachtungen, Rückkehr zum Betriebshof am Abend
Tourenplanung Komplexere Tourenplanung mit mehreren Be- und Entladestellen Einfachere Tourenplanung mit weniger Be- und Entladestellen
Verantwortung Höhere Verantwortung für Ladung und Fahrzeug Geringere Verantwortung für Ladung und Fahrzeug
Gehalt In der Regel höheres Gehalt In der Regel niedrigeres Gehalt
Arbeitsbedingungen Weniger Kontakt zu Familie und Freunden Mehr Kontakt zu Familie und Freunden
Vorschriften Strengere Einhaltung von Lenk- und Ruhezeiten Geringere Anforderungen an Lenk- und Ruhezeiten

Bezahlung und Arbeitsbedingungen

Lkw-Fahrer verdienen im Fernverkehr in der Regel mehr als im Nahverkehr. Das liegt an den längeren Fahrzeiten, der größeren Verantwortung, den Zuschlägen für Übernachtungen und den zusätzlichen Qualifikationen, die für internationale Strecken erforderlich sein können.

Die Arbeitsbedingungen im Fernverkehr können jedoch schwieriger sein. Die Arbeitszeiten sind deutlich länger und variabler als im Nahverkehr. Die Fahrer sind oft mehrere Tage oder sogar Wochen unterwegs, bevor sie nach Hause zurückkehren.

Die Lenk- und Ruhezeiten sind durch die EU-Verordnung (EG) Nr. 561/2006 streng geregelt, um Übermüdung zu vermeiden und die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, da die Fahrer oft unter Zeitdruck arbeiten.

Im Nahverkehr hingegen haben die Fahrer in der Regel kürzere Arbeitszeiten, mehr Kontakt zu Familie und Freunden und sind seltener im Ausland unterwegs.

Fazit

Der Fernverkehr bietet ein höheres Gehalt und die Möglichkeit, verschiedene Länder kennen zu lernen, erfordert aber auch mehr Flexibilität und Belastbarkeit.

Der Nahverkehr hingegen bietet mehr Freizeit und Kontakt zu Familie und Freunden, ist aber mit einem niedrigeren Gehalt verbunden.

Geschichtliches

Der Begriff "Güterfernverkehr" stammt aus einer Zeit, als der Warentransport über weite Strecken streng reglementiert war, um das Nebeneinander des Transportwesens auf Straße und Schiene zu garantieren.

Im "Reichskraftwagengesetz" von 1935 wurde in Transporte von unter 50 km  Entfernung (Nahzone), 50 - 150 km (Bezirksfernverkehr) und über 150 km (Fernverkehr) unterschieden.  Alle Transporte im Fernverkehr waren konzessionspflichtig und sie unterlagen einer Kontingentierung sowie strenger Kontrolle. Im deutschen Güterkraftverkehrsgesetz wurde dann nach Kriegsende der Begriff Fernverkehr für Transporte außerhalb der Nahzone von 50 Kilometern definiert.

Unter welcher "Flagge" ein Transport in dieser Zeit unterwegs war, wurde mit dem Fahrtenbuch festgelegt. Im Güternahverkehr musste kein Fahrtenbuch mitgeführt werden, während im Bezirksfernverkehr im Fahrtenbuch eine blaue Konzession vorhanden sein musste. Im Fernverkehr wurde ein rotes Fahrtenbuch mit roter Fernverkehrskonzession verwendet.

Bis Ende 1972 mussten die Fahrzeuge auch außen mit unterschiedlicher Beschilderung gekennzeichnet werden: Weiße Schilder mit diagonalem blauen, roten bzw. gelben Strich. Im Zuge der Liberalisierung des Güterverkehrs seit 1993 wurden diese Regeln hinfällig, so dass LKWs, die regelmäßig für den Fernverkehr eingesetzt werden, nicht mehr gekennzeichnet werden müssen.